Atem ,Wind und stille Kraft. Was ist Qi Gong?
von Marietta Eichler für die LebensART Oktober 2001

"Alles fließt", das wissen wir spätestens seit den griechischen Philosophen. Dass in Asien die ersten Atemzüge am frühen Morgen in ganz besonderer Art und Weise fließen, das macht seit 4000 Jahren Qi GONG. Qi Gong (sprich "Schi Gung") wird hauptsächlich in China praktiziert und zeigt sich dem Betrachter als elegante, relaxte Zeitlupenbewegung oder in meditativer Ruhehaltung. Verfolgt man die Ursprünge dieser Kunst, so stößt man zunächst auf das Zauberwort "Qi". Alles, aber auch alles, Baum, Tier, Mensch, Wasser, sogar Blitz und Donner sei aus Qi geschaffen, sei sogar selbst Qi.

Natürlich ist das Zauberwort nicht übersetzbar, sonst wäre es keins. Alte Wege haben ihr Geheimnis. Qi sei eine Metapher für die unerklärliche Kraft allen Lebens, besser, allem Seins. Und ob wir dazu Gott sagen, ist den Chinesen egal. Sie jedenfalls sagen Qi und verweisen damit auf die Quelle ursprünglicher Energie Qi oder schlicht "Lebenskraft". Sollte diese im Menschen zu dürftig fließen, werden wir schwach und kränklich. Ist sie zu überschießend, schießt auch der Blutdruck in die Höhe, ist sie blockiert, sind vielleicht Gefühle gehemmt. Welcher Mangel auch besteht, für alles taugt Qi Gong.

"Gong", die Übung, ist der Zauberschlüssel zum Zauberwort. Denn mit den Übungen, stehend, liegend, sitzend oder in sanfter Bewegung vorzugsweise in freier Natur, wird das Qi gepflegt. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Qi Übungen in Bewegung: Äußeres Gong, weil von außen sichtbar.
  • Qi Übungen in stiller Meditation: Inneres Gong.
  • Qi Übertragung durch Therapeuten, (Hände auflegen). Diese Möglichkeit wird genutzt, wenn die Person nicht selbst üben kann, z. B. nach einem Unfall, Schlaganfall, etc.


  • Die Elemente, mit denen man im Qi Gong arbeitet, sind meist von einfacher und natürlicher Art, doch außerordentlich vielfältig, wie die über 500 verschiedenen Stilrichtungen des Qi Gong zeigen. Ob nun der Atem Zentrum der Übung ist, die Konzentration auf Akupunkturpunkte, der Klang der eigenen Stimme, die Bewegung, oder die Vorstellung von Farbe und Bildern - es gibt kaum etwas, was es nicht gibt. Manche Qi Gong-Übende konzentrieren sich z. B. jahrelang auf die roten Blutkörperchen in ihren Knochen, andere konzentrieren sich ein Leben lang darauf, ihr Qi dicht und unangreifbar zu machen, sodass sogar Speerspitzen frustriert aufgeben. Erlaubt ist, was geübt wird. Viele Wege - ein System, heißt es im Qi Gong und Millionen von Menschen, nicht mehr nur in China, handeln danach.

    Manche Übende benutzen im Qi Gong Objekte (Kugeln, Stöcke, Massagebällchen), andere brauchen nur sich selbst und den Wind. Hier zählen keine starren Regeln, sondern der angenehme Umgang mit Grundprinzipien/Naturregeln: Einsinken in einen sicheren, gut geerdeten Stand, sich ohne Mühe und Anstrengung bewegen oder ruhen, und immer wieder loslassen, wo sich der Körper und Geist irrtümlicherweise noch gegen den Bewegungsfluss oder gegen die Grundhaltung sperren.

    So etwas kann Jahre dauern, Jahrzehnte, ein Leben lang. Qi Gong Praxis ist vergleichbar mit dem Erlernen eines (Natur)-Instruments, etwa einer Geige, und dafür braucht man bekanntlich satte 20 Jahre.

    Von Vorteil ist sicher, wenn die Person, die einem den Einstieg in das Qi Gong bietet, ein guter Lehrer ist. Gut im Sinne von detailgenau, was Haltung und Bewegung betrifft, denn das schont die Gelenke. Gut aber auch im Sinne von frei und ohne Dogmen.

    Viele bekannte Qi Gong Lehrer sind gleichzeitig Fachkräfte aus der Heilkunde (Heilpraktiker, Ärzte, Physiotherapeuten). Wenn sie selbst über genügend Qi Gong Praxis verfügen und Klarheit in ihrem eigenen System haben, können diese Personen die Übungen gut auf die Bedürfnisse der Teilnehmer/Patienten anpassen. Aber auch viele gute Laien sind heute Qi Gong Lehrer. Ihre Unbefangenheit hat oft einen günstigen Einfluss auf die Teilnehmer. Wer die Grundprinzipien des Qi Gong kennt und achtet, wird auch als Laie seine Möglichkeiten nicht überschätzen.

    Im Qi Gong gibt es weder Grade noch Gürtel. Hinweise auf den "einzigen authentischen Stil/die einzige autorisierte Übungsreihe" sind deutliche Irrtümer, die im Westen gerne mal vorkommen...

    Die grundlegende philosophische Einstellung im Qi Gong ist der Einfluss des Taoismus und Buddhismus. Ganz knapp und mit sehr einfachen Worten: Loslassen und den Weg der Natur gehen. Und das 2 x 20 Minuten am Tag mindestens, chronisch erkrankte Personen noch länger, wenn es etwas nützen soll.

    Qi Gong zu Hause, vor dem eigenen Fernseher oder Videoband, im Betrieb, auf der Messe, im Verein, in Schulen, im Abendkurs, in der Naturheilpraxis, in der eigenen Familie, oder mit der Freundin im Qi Gong Urlaub am Meer. Der alte Weg ist kräftig gewachsen und hat ein ausdrucksvolles Gesicht bekommen.

    Wer lang genug und diszipliniert genug dabei bleibt, hat außer Lebensfreude und Genuss, die Chance, in eigener Verantwortung einen guten Teil zu seiner Gesundheit beizutragen.

    Da Qi Gong sich auf Qi, die Lebenskraft, also auf unsere größte und umfassenste Kraft bezieht, bewirkt es enorm viel: Eine tiefe und ruhige Atmung, stabile Kreislauffunktion, einen guten Appetit, stärkere Nerven, Entspannung besonders der Hals- Nacken- und Rückenmuskeln, eine gute Haltung (die tragenden Muskeln von Beinen, Becken, Po und Wirbelsäule werden gleichmäßig und schön), Ruhe im Geist, ein helles Gemüt und eine außerordentliche Unterstützung bei schweren Krankheiten (Krebs, MS, Rheuma, Diabetes, etc.), denn hier wird viel Lebenskraft zur Heilung gebraucht.

    Qi Gong kann ein zuverlässiger Ruhepol im eigenen Tagesablauf werden. Und wer zum relaxen nicht gerade nach Mallorca fliegt, um Wind und Sonne zu atmen, der atmet vielleicht hier etwas Qi. Dem Qi gefälltīs!

    Marietta Eichler, Heilpraktikerin/Qi Gong Lehrerin, Hannover, Tel. 0511- 69 90 74

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